Heinrich Vogelers Türklinke geht von Hand zu Hand

Ein repräsentatives Stück der goldenen Ledertapete aus der Güldenkammer des Bremer Rathauses hatte die Käseglocke schon. Und nun erhielt das Museum für Kunsthandwerk der Freunde Worpswedes ein weiteres Glanzstück aus dem von Heinrich Vogeler 1904/05 im Jugendstil eingerichteten Prunkzimmer: eine bronzene Türklinke in Gestalt eines Pfaus als Leihgabe. Natürlich handelt es sich dabei nicht um ein Original, sondern um einen Faksimile-Abguss, der 2015 in der renommierten Worpsweder Werkstatt für Bronzeguss von Lothar Rieke entstanden ist. Auftraggeber war seinerzeit die Kunsthalle Mannheim, die den Abguss von September 2015 bis Januar 2016 in ihrer Ausstellung „Der feine Schimmer – Zu Pfau und Perlmutt im Jugendstil“ zeigte. Die Rückkehr des massiven Objektes nach Worpswede ist dem leidenschaftlichen Vogeler-Sammler Claus Glüsing aus Hanau zu verdanken.

Die Mannheimer Kunsthalle hatte sich seinerzeit um die originale Türklinke aus dem Rathaus bemüht – vergeblich, weil die von Heinrich Vogeler komplett als Gesamtkunstwerk im Geiste des Jugendstils ausgestattete Güldenkammer im Bremer Rathaus regelmäßig für repräsentative Empfänge und für Gespräche mit Gästen des Rathauses im kleinen Kreis genutzt wird. Da lässt sich dann nicht einfach ein Teil der einzigartigen Einrichtung abmontieren. Also verfielen die Mannheimer Ausstellungsmacher auf die Idee, einen Faksimile-Abguss des Objektes auszustellen. Die Bremer Informationsgesellschaft mbH, Agentur für Kommunikation, Design und digitale Medien wurde beauftragt, den Abguss zu besorgen. Und die schaltete Lothar Rieke in Worpswede ein, in dessen Werkstatt viele renommierte Bildhauer ihre Bronzegüsse herstellen lassen.

Rieke und seine Mitarbeiter fertigten vor Ort von der Originaltürklinke einen Silikonabdruck an, der dann mit Wachs ausgefüllt, ein Positiv ergab. Im Schmelzofen wurde das mit Gips umhüllte Wachsmodell wieder bei 700 Grad ausgeschmolzen. So entstand die Form für den Bronzeguss.

Der Rohguss der Türklinke mit den feinen Ziselierungen bekam dann in aufwendiger Handarbeit die endgültige Form, die dem Original sehr nahe kommt.

Die goldglänzende Pfauen-Türklinke zierte neben anderen Vogeler-Exponaten dann die Mannheimer Ausstellung. Am Ende der Schau hatte das Museum für diese Replik keine Verwendung mehr und bot sie zum Verkauf. Dann kam die Stunde des Vogeler-Sammlers Claus Glüsing, der dieses Objekt erwarb und auch noch die Silikon- und Gipsabformung als „Zugabe“ erhielt. Über den Kontakt zu Peter Elze kam der Abguss dann an den Ort seiner Entstehung nach Worpswede zurück.

In der Käseglocke legt die Türklinke nun Zeugnis von der Vielfältigkeit im Schaffen und von der Kunstfertigkeit Heinrich Vogelers ab, und ist dort an einer Innentür ihrer eigentlichen Bestimmung nach angebracht. Vogeler ist in der Käseglocke mit Möbeln, mit Bestecken und Geschirr sowie anderen Exponaten seines weitreichenden kunsthandwerklichen Schaffens in der Dauerausstellung vertreten.