Das Albert König-Museum in Unterlüß bei Celle, das Ostholsteinmuseum in Eutin, Schloss Achberg im Landkreis Ravensburg, das Kunsthaus Apolda, das Stadtmuseum im rheinländischen Langenfeld und das Dithmarscher Landesmuseum in Meldorf an der schleswig-holsteinischen Westküste – in allen diesen Ausstellungshäusern sind seit Mai 2014 umfangreiche Konvolute Worpsweder Kunst aus dem Bestand der Worpsweder Kunsthalle und aus Privatbesitz gezeigt worden und haben tausende Besucher angezogen. Anders als das Niedersächsische Landesmuseum Hannover, das sich im Frühjahr/Sommer 2016 für seine Ausstellung „Mythos Heimat – Worpswede und die europäischen Künstlerkolonien“ gleich mehr als 20 Gemälde aus Worpsweder und Fischerhuder Sammlungen ausleihen kann, sind die kleineren genannten Museen schon aus finanziellen Gründen zumeist lediglich in der Lage, wegen der hohen Transport- und Versicherungskosten „nur“ Grafik zu zeigen. Davon ist insbesondere seit Mitte 2014 reichlich Gebrauch gemacht worden – mit dem schönen Nebeneffekt, dass Besucher dieser Ausstellungen Lust auf einen Besuch in Worpswede bekamen.
Besonders nachgefragt wird nach den Erfahrungen der Leiterin der Worpsweder Kunsthalle, Susanna Böhme-Netzel,die Grafik von Heinrich Vogeler. Das Albert König-Museum in Unterlüß zeigte im Sommer 2014 wie auch das Stadtmuseum Langenfeld in der ersten Jahreshälfte 2016 jeweils eine Überblicksschau, das Kunsthaus Apolda nahm sich im Herbst und Winter 2015 insbesondere den Traum vom Frieden im Werk Vogelers vor. Schloss Achberg interessierte sich von April bis Oktober 2015 speziell für den Aufbruch ins Freie in Künstlerkolonien um 1900.
Regionale Bezüge zum Ausstellungsort bereicherten die Ausstellungen in Eutin (Mai-August 2015) und Meldorf (März-Juni 2016). In der Eutiner Grafik-Schau im ausgebauten ehemaligen Marstall des Schlosses, die mit Leihgaben der Worpsweder Kunsthalle und des Hanauer Vogeler-Sammlers Claus Glüsing, ein Mitglied der Freunde Worpswedes, bestückt war, konnte dieser Bezug durch ein besonderes Vogeler-Exlibris aus seinem Besitz hergestellt werden. Es zeigt zentral einen Turm des Eutiner Schlosses inmitten einer üppigen Parklandschaft. Das nur 15,5 x 11 Zentimeter messende Blatt schuf Heinrich Vogeler 1910 für Prinzessin Sophie Charlotte, eine Tochter des Großherzogs von Oldenburg. Das Eutiner Schloss gehörte ab 1803 als Exklave zum Herzogtum und wurde von der Familie als Sommerresidenz genutzt. Das war dann sicher der Grund für die Verwendung des Motivs in dieser Auftragsarbeit der Prinzessin, die 1906 einen Sohn des deutschen Kaisers, Prinz Eitel Friedrich von Preußen, heiratete.
Die umfangreiche Präsentation der Vogeler-Radierungen im Meldorfer Landesmuseum bietet für Kenner und Liebhaber des Vogelerschen Werkes eine doppelte Überraschung:
In Schleswig-Holstein lebende Nachkommen von Heinrich Vogelers Schwester Marie reicherten die Ausstellung mit kostbaren, auf Seide gedruckten und teils handkolorierten Exlibrissen an. Zudem stellten sie zwei bislang nie öffentlich gezeigte Skizzenbücher aus der Düsseldorfer Studienzeit Heinrich Vogelers und eine großformatige Porträtzeichnung aus dieser Zeit zur Verfügung.
Erstmalig außerhalb von Worpswede und aus gutem Grund in Meldorf wird das Leben und Werk von Hans-Herman Rief gewürdigt. Rief ist der Verfasser des Werkverzeichnisses der Vogeler-Grafik, hat von 1945 bis zu seinem Tod 2009 im Worpsweder Haus im Schluh gelebt und als Leiter des Worpsweder Archivs gewirkt, stammt aber aus Dithmarschen. Er wurde 1909 in Hennstedt, einem Dorf in der Nähe von Meldorf, geboren und hat zeitlebens die Wintermonate auf dem elterlichen Hof verbracht. Ein Sonderraum im Dithmarscher Landesmuseum zeigt unter anderem ein von Alfred Lichtenford gemaltes Porträt sowie eine Karikatur Riefs von Walter Niemann. Daneben sind Plakate der von ihm kuratierten und ihm gewidmeten Ausstellungen in Worpswede, zahlreiche Fotografien und Beispiele für Briefwechsel mit Max Ernst und Jean Cocteau, die er in Ausstellungen in die Worpsweder Kunsthalle brachte, zu sehen. Eine Begegnung mit Hans-Herman Rief ermöglicht der Worpsweder Fotokünstler Jost Wischnewski, der für diese Präsentation sein 2014 fertiggestelltes filmisches Porträt zur Verfügung stellte. Die Direktorin des Landesmuseums, Dr. Jutta Müller, bezeichnet diese Verbindung ihrer Region nach Worpswede über die Person Rief als Glücksfall. Es ist nicht der erste Glücksfall: 2015 zeigte sie in Kooperation mit der Worpsweder Kunsthalle in ihrem Haus eine Ausstellung der Malerin Ottilie Reylaender. Auch diese Worpsweder Künstlerin stammt wie Rief aus Dithmarschen.