Die Koenemanns: Teil II einer Forschungsreihe

– Fjodor Fjodorowitsch Koenemann[1] – Komponist und Pianist –

Vorbemerkung

In einer breiter angelegten Folge von Beiträgen soll hier über die Familiengeschichte der Koenemanns berichtet werden. Der erste Teil war Edwin Koenemann (1883-1960) vorbehalten. Ihn kennt man vor allem in Worpswede und im Zusammenhang mit dem im Jahre 1926 dort entstandenen merkwürdigen Rundhaus im Wald des Weyerberges, der sogenannten Käseglocke. Aber über seinen genauen familiären Hintergrund gab es doch einige Leerstellen, die nun größtenteils gefüllt werden konnten.

Im Folgenden soll nun der Blick aber auf eine weitere Facette aus der interessanten Familiensaga der Koenemanns gerichtet werden. Sie ist nach Wissen des Verfassers bislang völlig unbeachtet geblieben – und überaus faszinierend. Ob Edwin Koenemann in seinem Leben selbst davon erfahren hat, dass zu seiner näheren Verwandtschaft ein renommierter russischer Komponist und Pianist gehörte, muss hier offen bleiben. Ihm war lediglich bekannt, dass im 19. Jahrhundert einige Vorfahren nach Russland ausgewandert waren.

Die Familiengeschichte eines russischen Komponisten und Pianisten

Die im Folgenden berichtete Geschichte, in deren Mittelpunkt also ein nicht ganz unbedeutender russischer Komponist und Pianist stehen wird, beginnt – wie bei der vorausgegangenen über Edwin Koenemann – mit dem Urgroßvater von beiden, nämlich Friedrich Wilhelm Koenemann (1769-1840). Dieser hatte im Jahre 1795 Adelheid Gertrud Peltzer (1772-1846) geheiratet, die aus einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie aus Stolberg bei Aachen stammte. Das Ehepaar hatte sich zunächst in Kornelimünster, einem Dorf nahe beim Heimatort der jungen Frau niedergelassen, sich nach wenigen Jahren aber nach Eupen (heute: deutschsprachiges Belgien) begeben, wo sich Friedrich Wilhelm mit der dort seit dem 17. Jahrhundert angesiedelten Tuchindustrie intensiv vertraut machte.

Im Jahre 1821 machte sich die Familie insgesamt, vielleicht aber auch erst einmal nur der Vater mit den vier Söhnen Friedrich (* 1796), Eduard (* 1801), Albert (* 1803) und Victor Alexander (* 1805) auf nach Moskau. Sie folgten damit anderen Familien, nicht zuletzt aus der Verwandtschaft der Ehefrau und inzwischen achtfachen Mutter, den Peltzers.[2]Das Vorhaben der Koenemann-Familie bestand darin, in der Region Moskau in der dortigen Textilindustrie tätig zu werden, d.h. ihre Kenntnisse und Beziehungen einzubringen mit dem Ziel, eigene Fabrikanlagen mit fortschrittlichen technischen Standards aufzubauen bzw. vorhandene weiter zu entwickeln.

Friedrich Wilhelm ließ sich zusammen mit dem drittältesten Sohn Albert, dem späteren Großvater des Worpsweder Edwin Koenemann, in Lefortowo, dem sogenannten „deutschen Viertel“ am östlichen Rand von Moskau, nieder. Der älteste Sohn Friedrich war zunächst nach Kaschira, südlich von Moskau gelegen, gegangen. Eduard, der Zweitälteste, siedelte sich mit einer Tuchfabrik genauso wie der Jüngste der drei, Victor Alexander, in einiger Entfernung östlich von Moskau an. In der Folge dieses Beitrages soll nun zunächst dieser Letztgenannte, nämlich Victor Alexander, als Großvater des Komponisten und Pianisten bzw. seine Nachkommenschaft die ganze Aufmerksamkeit erhalten.

Victor Alexander Koenemann; http://www.keneman.com

Soweit aus den genealogischen Unterlagen hervorgeht, die ein Nachkomme aus einer der Koenemannfamilien namens Fjodor Soloview, der in Anchorage/Alaska lebt, ins Internet gestellt hat  (http://gw.geneanet.org/fsoloview), ließ sich Victor Alexander (1805-1885) in Kablukowo, einer Stadt nordöstlich von Moskau gelegen, nieder. Bevor er dort im Jahre 1832 eine Textilfabrik gründete, hatte er ein Jahr zuvor – wie sein älterer Bruder Albert – eine Tochter (bzw. eine seiner Cousinen) aus einer der Peltzer-Familien, und zwar Helene Anna (1805-1876), geheiratet – übrigens eine jüngere Schwester des bedeutenden Napoleon Peltzer (s. Anmerkung 2). Sie entstammte einer im Raum Stolberg bei Aachen ansässigen wohlhabenden Kupfermeisterfamilie. Zwischen 1832 und 1842 wurden dem Ehepaar sechs Kinder geboren, vier Jungen und zwei Mädchen.

Vom vierten Sohn aus dieser Ehe, und zwar von Friedrich Napoleon Koenemann (1838-1903) ist bekannt, dass er in Königsberg an der Universität ein Ingenieurstudium absolvierte. Aber anders, als z.B. sein Vater, seine Onkel oder andere Verwandte engagierte er sich nicht in der Textilindustrie. Ausschlaggebend dafür war, dass er sich in den späten 1860er bis in die frühen 1870er Jahre in der (heutigen) Ukraine[3] aufhielt. Bei dieser Gelegenheit machte er die Bekanntschaft mit einem der bedeutendsten Fabrikanten auf einem anderen industriellen Sektor als der Tuchfabrikation, nämlich mit Leopold Koenig (1821-1903). Zum besseren Verständnis der Vita und dem Betätigungsfeld von Friedrich Napoleon Koenemann soll Leopold Koenig deshalb hier ein kurzer Exkurs gelten (vgl. dazu die Literatur zu Böhme sowie Dahlmann; siehe auch den Teil IV dieser Serie von Beiträgen, wo die Vita Leopold Koenigs ausführlicher beschrieben wird).

Exkurs: Leopold Koenig (1821-1903)

Leopold Koenig; http://www.keneman.com

Leopold Koenig war 1821 in der damaligen russischen Hauptstadt St. Petersburg zur Welt gekommen. Sein Vater hatte neun Jahre zuvor als Bäckergeselle seine Heimat in Thüringen verlassen, um sich im fernen Russland eine berufliche Existenz als Bäcker aufzubauen, was ihm auch bereits 1817 mit der Eröffnung einer eigenen Bäckerei gelang. Aber sein Sohn Leopold ließ sich nicht im Bäckerhandwerk ausbilden. Er zog eine Lehre in einem sich damals sehr dynamisch entwickelnden Wirtschaftszweig vor, nämlich der Zuckerindustrie. Dies war der Beginn einer nahezu phänomenalen Karriere, deren Stationen hier nur auf die ersten Etappen begrenzt, d.h. bis zu dem Zeitpunkt beschrieben werden sollen, da der erwähnte Friedrich Napoleon Koenemann mit Leopold Koenig in Kontakt kommt.[4]

Leopold Koenig stieg in St. Petersburg vom Lehrling und Gesellen zum Gehilfen seines Chefs, des angesehenen Rohr-Zuckerfabrikanten Karl Papmehl, auf. Auf der Basis einer soliden Ausbildung und dem Drang, sich stets mit den neuesten Entwicklungen vertraut zu machen, gelang es ihm bald, eine erste eigene Fabrik aufzubauen und zügig, weitere zu erwerben, die er jeweils mit den besten technischen Standards ausstattete. Auf diese Weise erwarb Leopold Koenig bald eine unangefochtene Vormachtstellung in der russischen Zuckerindustrie, die ihm sogar die Bezeichnung „Zuckerkönig“ (russisch „sachárnij koról“) einbrachte.

Die Umstellung von importiertem Zuckerrohr auf heimische Zuckerrüben veranlasste ihn, im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts seine wirtschaftlichen Interessen neben St. Petersburg auch auf eine Region in der (heutigen) Ukraine zu richten, weil dort die fruchtbaren Schwarzerdeböden hervorragend zum Rübenanbau geeignet waren. Dort, und zwar speziell im Gouvernement Charkow (ukrainisch: Charkiw), kam es zur Begegnung zwischen Leopold Koenig und Friedrich Napoleon Koenemann. Dieser sorgte dann als Chefingenieur an verschiedenen Orten dieser Region für die Planung und den Bau von Zuckerraffinerien sowie für die angemessene technische Ausstattung der Anlagen, wobei er sogar auf eine Reihe eigener, patentierter Erfindungen zurückgreifen konnte. Zudem sorgte Friedrich Napoleon auch für die Lieferung von Koks, Kohle und Calcit, die für die Produktion in Zuckerfabriken erforderlich sind.

Diese Güter kamen überwiegend aus dem nahe gelegenen Akhtyrka (ukrainisch: Ochtyrka), was Friedrich Napoleon deshalb häufiger aufsuchen musste. Bei seinen Aufenthalten dort lernte er seine künftige Ehefrau Olga Iwanowna Gnedich (1849-1925) kennen. Sie stammte aus einer adligen Familie, die im Kulturleben Russlands ein hohes Ansehen besaß. Am bekanntesten war ein naher Verwandter von ihr, der Dichter und Übersetzer und mit Puschkin befreundete Nikolai Iwanowitsch Gnedich (1784-1833). Er hatte u.a. Homers Ilias, Werke von Schiller, Shakespeare oder Voltaire ins Russische übersetzt. Aus diesem familiären Hintergrund darf geschlossen werden, dass im Hause Koenemann-Gnedich Literatur, wahrscheinlich auch Kunst und Musik einen hohen Stellenwert besessen haben könnten.

Friedrich Napoleon (bzw. Fjodor Victorowitsch) Koenemann mit der Kinderschar (ohne Ehefrau); http://www.keneman.com

Wie sehr sich Friedrich Napoleon auch kulturell in das neue familiäre, russisch geprägte Umfeld einfügte, sein Deutschtum weitgehend abstreifte, machte er nach der Eheschließung mit Olga Iwanowna, die er 1872 heiratete, an seinen veränderten Vornamen deutlich. An die Stelle von Friedrich trat die russische Version Fjodor – und gemäß der russischen Tradition, vor den Familiennamen noch den Vatersnamen zu setzen und damit den Bezug zu seinem Vater Victor Alexander herzustellen – kam als zweiter Vorname Victorowitsch hinzu. Aus Friedrich Napoleon Koenemann wurde also Fjodor Victorowitsch Koenemann.

Fjodor Fjodorowitsch Koenemann (1873-1937)

Der erstgeborene und älteste Sohn in der mit einer Schar von letztlich 14 (!) Kindern gesegneten Familie der Koenemanns war Fjodor Fjodorowitsch Koenemann. Er wurde am 8. April 1873 nicht am ersten Wohnsitz der Familie in Akhtyrka, sondern in Moskau geboren, wohin das junge Ehepaar nach der Eheschließung umgezogen war. Der Grund dafür war, nicht nur Fjodor, sondern allen Kindern eine bestmögliche Erziehung zukommen lassen zu können. Im Folgenden soll nun aber allein der Vita des ältesten Sohnes Fjodor nachgegangen werden.

 Mutter Olga und Sohn Fjodor; http://www.keneman.com
Die Familie (mit einem Teil der Kinder und dem Ehepaar);http://www.keneman.com

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N. S. Zwerew und Fjodor Koenemann (hinten rechts, stehend) mit Kommilitonen (hinter Zwerew: Rachmaninoff; vorne links: Scrjabin); gemeinfrei

Die erste biographische Aufmerksamkeit kommt Fjodor zu, als er zwischen 1892 bis 1897 am Moskauer Konservatorium Klavier und Kompositionstheorie studiert. Sergej Rachmaninoff (1873-1943) und Alexander Scrjabin (1872-1915), zwei der bekanntesten russischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, waren dort seine Kommilitonen und Freunde. Ausgebildet wurden sie bei dem damals berühmten Pianisten Nikolai Sergeyewitsch Zwerew, einem besonders konsequenten und strengen Lehrer, der u.a. mit Pjotr Iljitsch Tschaikowski eng befreundet war.

Nach dem Studium, das Fjodor in beiden Studienfächern mit Goldmedaillen wegen hervorragender Leistungen beendete, ging er nach Astrachan am Kaspischen Meer, um dort in verschiedenen Bereichen des Musiklebens und -schaffens erste Erfahrungen zu sammeln, so z.B. beim Aufbau eines Chores sowie eines Sinfonieorchesters. Aber bereits nach zwei Jahren wurde er als Klavierlehrer an seine Studienstätte, das Moskauer Konservatorium, zurückgerufen. Diese Studienstätte verfügt seit jeher als Ausbildungsstätte hervorragender Solisten über einen vorzüglichen Ruf –  darunter Wladimir Aschkenasi, Gidon Kremer und Swatoslaw Richter (Pianisten), Mischa Maisky und Mstislaw Rostropowitsch (Cellisten) oder Igor Oistrach (Geiger), um nur einige wenige zu nennen.

Fjodor F. Koenemann; http://www.keneman.com

Im Jahre 1901 bekam das Konservatorium noch einen Konzertsaal mit 1800 Plätzen, die sogenannte Große Halle.

Moskauer Konservatorium, 2017; A. Savin, WikiCommons
Die Große Halle, Blick zur Bühne, 2015; CC BY 3.0

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Die Große Halle zählt zu den akustisch besten Konzertsälen der Welt. Als sie Anfang April 1901 feierlich eröffnet wurde, kam die von Koenemann eigens zu diesem Anlass geschriebene Komposition, eine feierliche Hymne für Solo, Chor und Orchester zur Aufführung. Sie wurde seitdem zur offiziellen Hymne dieser Institution – welch ungeheure Ehre für den jungen Musiker.

Deckblatt der Komposition
Notenblatt[5] zur Hymne für Solo, Chor und Orchester  

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Im Jahre 1912 wurde Fjodor Koenemann zum Professor für Klavier an das Moskauer Konservatorium berufen. Über zwei Jahrzehnte bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1932 kam er dieser Aufgabe nach. Neben der Ausbildung der Studierenden widmete er sich intensiv dem Komponieren. Seine Klavier- sowie Chorwerke summieren sich auf über 100 Kompositionen. Viel davon ist in den Musikarchiven verschwunden bzw. nur mit einigen Mühen, z.B. im früheren Glinkamuseum, dem jetzigen Musikmuseum in Moskau, zu entdecken. Vereinzelte Hinweise sind auch dem RILM (Répertoire International de Littérature Musicale) oder dem Biographical dictionary of Russian/Soviet composers, verfügbar in der Leibniz Bibliothek Hannover, zu entnehmen. Man muss also schon einige Mühe aufwenden, um Kompositionen bzw. gar Noten einzelner Werke zu finden.

Deckblatt dieser Komposition von Fjodor Koenemann; http://imslp.org/wiki

Ein mit dem Verfasser befreundeter Kenner aus der Musikszene, der ehemalige Präsident der renommierten Musikhochschule in Hannover, Prof. Peter Becker, beschrieb Fjodor Koenemann deshalb treffend als „ein edles, aber sehr rares Wild in den Gehegen der Musik“ (persönliche Mitteilung vom 10.10.2014).

Meine Recherchen wurden mit dem Auffinden der Noten von einer der frühesten Kompositionen von Fjodor Koenemann aus dem Jahr 1900 belohnt, und zwar von „Thème et Variations pour Piano, Op. 4 par Th. Koenemann“.[6]

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Fjodor Schaljapin (1873-1938)

Weltweite Aufmerksamkeit und Bedeutung erlangte Fjodor Koenemann durch die Jahrzehnte währende Freundschaft mit dem berühmtesten Bassisten seiner Zeit, dem russischen Sänger Fjodor Schaljapin (1873-1938). Die beiden hatten sich 1896 kennengelernt, als Schaljapin sich, aus St. Petersburg kommend, in Moskau einer privaten Opernbühne anschloss.

Schaljapin mit Fjodor Koenemann (rechts sitzend) und weiteren Freunden; http://www.keneman.com

Schaljapin, ein Hüne von Gestalt, ausgestattet mit einem dunkelgefärbten kraftvollen Bass, war im Laufe seiner Weltkarriere ab 1901 auf allen großen Opernbühnen zu Gast – sei es an der Met in New York, an Covent Garden in London, der Pariser Oper oder an der Mailänder Scala, wo er neben den Paraderollen aus dem russischen Repertoire (u.a. Boris Godunow von Mussorgski; Eugen Onegin von Tschaikowski) alle großen Basspartien der gesamten Opernliteratur gesungen und die Zuhörerschaft zu Beifallsstürmen hingerissen hat. So soll er sogar bei einem gemeinsamen Auftritt in der Mailänder Scala den italienischen Startenor Enrico Caruso ausgestochen haben.

Maxim Gorki, der mit Schaljapin befreundet war, schrieb über ihn das Folgende: „Dieser Mensch ist ein Genie. … Sogar wenn er den ganzen Abend nichts anderes sänge als `Herr, erbarme dich!`… diese Worte versteht er so zu singen, dass sie der Herr, falls es ihn gibt, unbedingt sofort vernehmen wird und sich augenblicklich eines jeden und jeglichen erbarmt…“ (Cervenka 2008).

Camille Saint-Saens, der französische Komponist, nannte Schaljapin eines der Phänomene, die nur einmal in einem Jahrhundert erscheinen (vgl. Vratz 2013).

Die „Two Fjodors“

Aber neben der Weltkarriere auf der Opernbühne verfolgte Schaljapin noch eine zweite Karriere, und diese führte ihn zusammen mit Fjodor Koenemann. Als die „Two Fjodors“ zogen sie für 24 Jahre (von 1896 bis 1920) durch die Konzertsäle der Welt.[7] Fjodor Koenemann begleitete seinen berühmten Freund virtuos am Klavier, komponierte für ihn bzw. arrangierte Werke anderer Komponisten für die speziellen stimmlichen Belange Schaljapins.

Am Rande sei hier vermerkt, was man wohl nur mit ziemlicher Verwunderung zur Kenntnis nehmen kann: Trotz der jahrelangen Freundschaft mit Fjodor Koenemann hat Schaljapin nämlich in keinem seiner Bücher, in denen er detailliert Auskunft über sein Leben und seine Karriere gibt[8], auch nur ein Wort über die enge menschliche und künstlerische Verbindung zu diesem verloren. Selbst auf Fotos, auf denen sein jahrelanger Begleiter abgebildet ist, wird dessen Name verschwiegen. Der eingangs bereits erwähnte Fjodor Soloview, der in Alaska lebt und intensiv über die Familie geforscht hat, erklärt Schaljapins Verhalten aus dem Schutzbedürfnis heraus, das er seinem Freund in der Stalinzeit gewährt. Dessen deutschstämmige Wurzeln und die industrielle Vergangenheit seiner Vorfahren hätten sonst wohl manchen Anlass für Nachforschungen der Stalinschergen gegeben und damit möglicherweise Leib und Leben gefährdet.

Schaljapin und Konzertankündigung mit Fjodor Koenemann; http://www.keneman.com

Drei Werke aus diesem Repertoire sollen hier vorgestellt werden[9]. Es handelt sich dabei

1. um eine von Fjodor Koenemann speziell für seinen Freund Schaljapin geschriebene Komposition sowie

2. um zwei von Fjodor Koenemann für Schaljapin arrangierte Werke anderer russischer Komponisten, und zwar einerseits eine Komposition von Modest Mussorgsky, andererseits eine des weitgehend vergessenen Mili Balakirew.

Die erstgenannte Komposition von Fjodor Koenemann, die durch die Interpretation von Schaljapin einen besonders hohen, ja man kann sagen: weltweiten Bekanntheitswert erlangte, heißt „When the King went Forth to War“ (Als der König in den Krieg zog), „ballad for bass voice“. Es sei ein sehr russisches Lied, ist darüber zu lesen, das den Pomp beschreibt, mit dem der König in die Schlacht zieht und diese Umstände dem Schicksal des armen Leibeigenen gegenüberstellt, der für den König sein Leben riskiert.

Cover von „When the King …“

Aufnahmen sind auf Youtube noch verfügbar, leider allerdings durch ihr Alter in einer Qualität, die die wunderbare Stimme von Schaljapin nur sehr unvollkommen zu Gehör bringt. Das Werk wurde übrigens sogar zweimal in der Queen‘s Hall in London anlässlich der „Proms“ aufgeführt, und zwar in den Jahren 1914 und 1918.[10] Bei seiner Premiere in den Proms am 5. Sept. 1914 wurde dem Werk unter dem Dirigat von Sir Henry Wood[11] sogar die Ehre zuteil, dass es unmittelbar vor dem Höhepunkt von Edward Elgars „Pomp and Circumstance, March No. 1, Land of Hope and Glory“[12] platziert wurde.

Ein zweites Werk, das die „Two Fjodors“ auf ihren Tourneen weltweit bekannt machten, ist eine Bearbeitung Fjodor Koenemanns für Fjodor Schaljapin, das eine lange und interessante Geschichte hat. Es handelt sich um das sogenannte „Flohlied“ des russischen Komponisten Modest Mussorgsky. Dieser schrieb es im Jahre 1879, ursprünglich für Sopran- und Altstimmen. Der Liedtext, der auf derb-humoristische Weise das höfische Leben beschreibt, geht auf Goethes Faust zurück. Dort singt Mephisto über einen von seinem König zum Minister ernannten Floh: „Es war einmal ein König, der hatt’ einen großen Floh, den liebt’ er gar nicht wenig, als wie seinen eignen Sohn…“

Diese Begebenheit hatte vor und nach Mussorgsky auch andere Komponisten zu einem Flohlied angeregt: so Beethoven, Berlioz, Wagner, Busoni – und andere animiert, das eine oder andere Lied zu orchestrieren, so Strawinsky oder Schostakowitsch. Und Koenemann hatte es für die stimmlichen Belange seines Freundes Schaljapin umgeschrieben.

Flohlied von Mussorgsky; http://img.youtube.com

Nach einem Konzertbesuch, bei dem Schaljapin dieses Lied gesungen hatte, notierte Maxim Gorki: „Als er das Lied beendete – das letzte war sein teuflisches Lachen – , saß das Publikum im Theater wie vor den Kopf geschlagen. Minutenlang – ich übertreibe nicht – saßen alle stumm und unbeweglich da, als habe man eine zähe, feste, schwere Flüssigkeit über sie gegossen, die auf ihnen lastete und sie erstickte. Die Kleinbürger hatten bleiche, angstverzerrte Gesichter bekommen“ (Cervenka 2008).

Nun noch zu einem dritten Beispiel aus dem Repertoire der beiden „Fjodors“, das „Lied der Wolgaschlepper“, ursprünglich verfasst und 1889 veröffentlicht von dem russischen Komponisten Mili Balakirew (1837-1910). Das Lied behandelt das Treideln von Schiffen auf der Wolga durch die sogenannten Burlaken, eine Gruppe von Männern (und sogar auch Frauen), die sich ausschließlich dieser schweren Arbeit widmeten.

Durch Vermittlung meines oben erwähnten Freundes Prof. Peter Becker verfüge ich über die Noten der ersten Adaptation von Koenemann für Schaljapin. Das Werk wurde von dem bekannten deutschen Musikverlag B. Schott‘s Söhne, Mainz und Leipzig, unter dem (nicht ganz korrekten) Titel „Lied der Wolga-Schiffer“ herausgegeben. Die Vorlage enthält den Hinweis, dass es sich dabei um „die einzige von Schaljapin gesungene und autorisierte Ausgabe“ handeln würde.

Titelblatt der Noten (o.J.); Schott-Archiv Mainz

Das durch Schaljapin/Koenemann äußerst populär gemachte Lied hat im Laufe der Jahrzehnte viele weitere Adaptionen erfahren. In den USA schuf der berühmte Glenn Miller um 1934 eine Jazzfassung, die es sogar auf Platz 1 in den Charts brachte. Weitere Fassungen entstanden u.a. durch die Komponisten Alexander Glasunow in Russland sowie Manuel de Falla in Spanien.

Neben Schaljapin gehörte das Lied zum Standardrepertoire sowohl vom Don Kosaken Chor Serge Jaroff (erinnerlich durch die Werbung für Knoblauch-Pillen zur Stärkung der Gesundheit) oder vom Chor der Roten Armee. In Deutschland wurde es u.a. für Iwan Rebroff zu einem seiner Erfolgstitel. Und  die Punkband ZK, die Vorläufer der Toten Hosen mit Campino, brachte sogar eine Textpersiflage unter dem Titel „Zieht euch warm an, denn die Kälte greift den Darm an“ auf den Musikmarkt.

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Ein kunsthistorischer Hinweis

Cover von „Song of the Volga Boatmen“; gemeinfrei

Am Rande sei in diesem Zusammenhang noch ein kunsthistorischer Hinweis gestattet, der zumindest einen mittelbaren Bezug zu Worpswede aufweist. Im Blickpunkt steht dabei zunächst ein russischer Maler des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts, nämlich Ilja Jefimowitsch Repin (1844-1930), der bedeutendste Vertreter des russischen Realismus und zugleich durch einen längeren Studienaufenthalt in Paris wesentlicher Impulsgeber für den Impressionismus in Russland. Während einer Studienreise an die Wolga fand Repin dort 1870 das Motiv für sein vielleicht berühmtestes Gemälde, die „Wolgatreidler“, das er 1873 fertigstellte und das heute zum Bestand des Russischen Museums in St. Petersburg gehört. Das Gemälde veranschaulicht sehr treffend die Schwere der Arbeit, die auch im „Lied der Wolgaschlepper“ zum Ausdruck gebracht wird.

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Ilja Repins Gemälde „Die Wolgatreidler“, 1873; gemeinfrei

Was aber hat das und vor allem, was hat Repin mit Worpswede zu tun? Nun, auf den ersten Blick nichts. Aber betrachtet man die Entstehungsgeschichte der Künstlerkolonie Worpswede, so kann man als entscheidenden Auslöser nicht die Ausstellung im Glaspalast in München im Jahre 1895 außer Acht lassen. Dass dort eine der zwei Goldmedaillen für Fritz Mackensen und sein Werk „Gottesdienst im Freien“ vergeben wurde, diente als wesentlichster Impuls für die Gründung der Künstlerkolonie. Die zweite Goldmedaille erhielt damals Ilja Repin für sein 1891 entstandenes Werk mit dem langen Titel „Die Saporoger Kosaken schreiben dem türkischen Sultan einen Brief“.

Ilja Repins Gemälde „Die Saporoger Kosaken…“, 1891; gemeinfrei

Mit seinen Ausmaßen von 2,03 x 3,58 m, aber mehr noch mit seiner Qualität kann es ohne Weiteres dem Vergleich mit dem Mackensen-Gemälde standhalten. Seine Bedeutung kam neben der erwähnten Münchner Auszeichnung auch dadurch zur Geltung, dass das Gemälde von Zar Alexander III. für die damals höchste Summe von 35.500 Rubel erstanden wurde. Es gehört heute wie das oben erwähnte Bild und viele weitere Gemälde Repins ebenfalls zum Bestand des Russischen Museums in St. Petersburg. Andere Werke von ihm hängen in der berühmten Tretjakow-Galerie in Moskau.

Fjodor mit seiner zweiten Ehefrau; http://www.keneman.com

Fjodor Koenemann privat

Zum Schluss noch einige private Notizen aus dem Leben von Fjodor Koenemann. Erwähnt werden soll hier, dass er zweimal verheiratet war. Die erste Ehe war er bereits ziemlich am Anfang seines Studiums im Jahr 1893 eingegangen, und zwar mit der um vier Jahre älteren Matrena Efremowna Efremowa (1869-1942). Aus ihr gingen zwei Nachkommen, ein Sohn und eine Tochter hervor. Die Ehe wurde geschieden. 1927 heiratete Fjodor zum zweiten Male, diesmal eine seiner Studentinnen, die um 23 Jahre jüngere Alexandra Wladimirowna Sokolowa (1896-1987).

Am 29. März 1937 ist Fjodor Koenemann in Moskau gestorben, wo er auch auf dem Pianitskoe-Friedhof seine letzte Ruhestätte fand.

                                                  

Grabstätte von Fjodor Koenemann in
Moskau; http://m-necro.narod.ru

Die genauere verwandtschaftliche Beziehung zwischen dem Worpsweder Edwin Koenemann und dem Komponisten und Pianisten Fjodor Fjodorowitsch Koenemann soll abschließend durch den Stammbaum veranschaulicht werden. Er zeigt, dass die beiden zueinander Cousins zweiten Grades sind, zumal sie den gemeinsamen Urgroßvater Friedrich Wilhelm hatten. Ihre Großväter Albert bzw. Victor Alexander waren Brüder.

Der Stammbaum von Edwin und Fjodor F. Koenemann

Literatur

– Böhme, W.: Die Familie des Leopold Georg (Jegorowitsch) Koenig, des „Zuckerkönigs von Russland“. In: Koenigiana Band 10 (2016) 1, S. 3-40

– Dahlmann, D.: Rußlands „Zuckerkönig“. Person der Geschichte. Leopold Koenig. In: Damals 32 (2000) 7, S. 60-65

– ders.: St. Petersburg, Bonn und Trostjanec. Leben und Werk von Leopold Koenig, Rußlands „Zuckerkönig“, von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1914. In: Dahlmann, D. u.a. (Hrsg.): Eisenbahnen und Motoren – Zucker und Schokolade. Deutsche im russischen Wirtschaftsleben vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert. Berlin 2005, S. 45-57

– ders.: Religion und Geschäft. Deutsche Unternehmer in Moskau und St. Petersburg von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1914. In: Gebhard, J. u.a. (Hrsg.): Unternehmer im Russischen Reich. Osnabrück 2006, S. 165-177

– Schaljapin, F.: Man and Mask. New York 1932

Weitere Quellen

– Cervenka, G.: Der Dämon der Opernbühne: Dreigestirn Callas-Caruso-Schaljapin. http://oe1.orf.at/artikel/212719, ORF, 29. April 2008

– Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: HstAD O59 Rossmann

– Macco, H.F.: Geschichte und Genealogie der Familien Peltzer. Aachen 1901

– Vratz, Ch.: 13.02.1873 – Geburtstag von Fedor Iwanowitsch Schaljapin. WDR ZeitZeichen vom 13. Februar 2013

– http://gw.geneanet.org/fsoloview

– http://www.keneman.com

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Bildnachweise

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Anmerkungen

[1] Je nach Transkription des Vornamens aus dem Russischen sind auch die Varianten Feodor Feodorovich oder Feodorowitsch, beim Nachnamen die Schreibweisen Këneman oder Kjoneman zu finden. Letzteres erklärt sich daraus, dass der deutsche Diphtong ö bzw. oe als Trema (ë), ausgesprochen  bzw. geschrieben als „jo“, ins Russische übertragen wird.

[2] Der bedeutendste Auswanderer aus einer der Peltzerfamilien – er war angeblich im Jahre 1821 zu Fuß nach Moskau gegangen – war Napoleon Peltzer (1802-1889). Er wurde zu einem der renommiertesten und reichsten Tuchfabrikanten Russlands, zunächst mit Fabriken in Moskau und St. Petersburg, schließlich in Narva (damals Gouvernement Estland). Interessant ist, dass er bei mehreren Nachkommen aus den Koenemannfamilien Pate war, so u.a. bei Victor Alexanders Sohn Friedrich Napoleon Koenemann. Die verhältnismäßig engen Beziehungen zwischen den Peltzers und den Koenemanns fanden aber nicht nur in Patenschaften ihren Ausdruck, sondern in mehreren Ehen, wobei vorwiegend männliche Nachkommen der Koenemanns weibliche Nachkommen der Peltzers heirateten.

[3] Zu dieser Zeit war die heutige Ukraine als Teil des russischen Reiches ein Gouvernement, auch als „Kleinrussland“ bezeichnet.

[4] Die glanzvolle wirtschaftliche Karriere des Leopold Koenig und seine Vita werden Gegenstand eines vierten Beitrags innerhalb dieser Serie sein, zumal es zumindest mittelbare Berührungspunkte zwischen den Koenigs und den Koenemanns gibt.

[5] Auf dem Notenblatt steht (übersetzt): Ein Hymn zur Eröffnung von dem Großen Konzertsaal des Moskau-Konservatorium. Musik von Koenemann.

[6] Bei dieser Komposition erscheint im Druck der abgekürzte Vorname als Th. = Theodor. Dies ist die deutsche Version des russischen Vornamens Feodor. Eigentlich ist das falsch, denn er wurde nach seinem Vater benannt, der den deutschen Vornamen Friedrich trug, russisch Fjodor. Bei Kompositionen, die bei russischen Verlagen herausgegeben worden sind – oder bei Recherchen im Internet – ist der Nachname Koenemann auch in der russischen Version mit Këneman anzutreffen.

[7] Die gemeinsamen Auftritte der beiden Fjodors endeten, als sich Fjodor Schaljapin 1921 entschlossen hatte, die Sowjetunion auf Dauer zu verlassen, weil er mit der Politik der Machthaber nicht einverstanden war.

[8] Erwähnt sei hier seine Autobiographie „Man and Mask“ (New York, 1932).

[9] Bei der Vortragsveranstaltung wurden diese Werke auch zu Gehör gebracht.

[10] Seit 1942 findet die Konzertreihe der „Proms“ – etwa 70 Konzerte mit klassischer Musik zwischen Juli und September – mit dem allseits bekannten Abschlusskonzert der „Last Night of the Proms“ in der Royal Albert Hall in London statt.

[11] Sir Henry Wood (1869-1944) hatte die populäre Konzertreihe der „Proms“ im Jahre 1895 gegründet und fast ein halbes Jahrhundert lang dirigiert. Während der „Last Night of the Proms“, dem Abschluss der Konzerte, wird traditionell seine Büste, die vor der Orgel in der Royal Albert Hall aufgebaut ist, mit Lorbeerblättern geschmückt.

[12] Der erste Marsch (von fünf, die das gesamte Werk umfasst), Land of Hope and Glory, ist derartig beliebt, dass er längst den Status einer inoffiziellen britischen Nationalhymne hat.