Geschenke zum 800. Geburtstag Worpswedes

Was schenkt man einem Ort zum Geburtstag? Ein wenig Kultur, einen Blickfang, ehrenamtliches Engagement – das kommt immer gut an. Die Freunde Worpswedes haben als Verein natürlich nach einem passenden Geschenk für den 800. Geburtstag des Dorfes gesucht, der 2018 an einem Juli-Wochenende gefeiert wurde.

Schon frühzeitig hatte sich der 2. Vorsitzende der Freunde, Narciss Göbbel, nach Rücksprache mit dem Gesamtvorstand entschieden, in den kleinen Kreis der Organisatoren des Jubiläums einzutreten. Dadurch war der Verein jederzeit im Bilde, wie die Vorbereitungen für das Fest liefen. Zudem beteiligte sich das Vorstandsmitglied Peter Groth an der redaktionellen Vorbereitung eines umfangreichen Lesebuches und verfasste unter anderem einen Beitrag zur Geschichte und zur besonderen Bedeutung der Freunde Worpswedes für das Dorf. Dieses Lesebuch mit stattlichen 352 Seiten und einer vielfältigen Auswahl von Texten zur Worpsweder Historie ist zum Festwochenende erschienen.

Schon in einem frühen Stadium der Vorbereitungen des Jubiläums erhielt der Vorstand der Freunde den Hinweis, dass sich eine Statue des Heiligen Georg am Kirchberg in einem bemitleidenswerten Zustand befände. Gudrun Scabell fand in einer aufwändigen Recherche heraus, wie diese im Volksmund „Heiliger Worps“ genannte Skulptur nach Worpswede kam – ihre Ergebnisse hat sie in dem Beitrag „Ein bemoostes Haupt“ zusammengefasst.

Restauratorin Sonja Toeppe aus dem Vorstand untersuchte die Figur, nahm Kontakt zur Denkmalbehörde auf und musste zudem klären, wem der Grund und Boden, auf dem die Figur leicht versteckt gegenüber vom Pastorat steht, eigentlich gehört. Es ist Gemeindegrund. Erste Kostenschätzungen zur Restaurierung machten deutlich, dass sich die Freunde weitere Unterstützer suchen mussten. Die fand man bald in Gestalt der Stiftung Worpswede, der Gemeinde Worpswede und der Worpsweder Gesellschaft für Kunst, Kultur und Wissenschaft. Dazu gesellte sich die Evangelische Zionsgemeinde, die die Restaurierungsarbeiten mit praktischen Hilfestellungen unterstützte. Drei Wochen lang bearbeitete die von der Unteren und Oberen Denkmalschutzbehörde empfohlene Fachrestauratorin Larissa Piepo (auf dem Foto ganz links) aus Hannover die in einer Bremer Werkstatt aus Kunststein gefertigte und 1906 eingeweihte Skulptur. Sie beseitigte Algen und Flechten, bearbeitete die teilweise freiliegende Eisen-Armierung, modellierte Fehlstellen nach und verschlämmte Risse, die sich im Laufe der Jahrzehnte gebildet hatten.

Die unansehnliche, von vielen Menschen sicherlich noch nie zuvor wahrgenommene Skulptur präsentierte sich rechtzeitig zum 800. Geburtstag in einer ansprechenden Gestalt.

Ein weiteres Geschenk der Freunde an die Gemeinde Worpswede hatte seit seiner Entstehung im Jahr 1904 ebenso wenig Aufmerksamkeit erzielt wie der „Heilige Worps“. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Bremer Musiker und Komponist Paul Scheinpflug den Liederzyklus „Worpswede!“ geschaffen. Grundlage waren Texte des hannoverschen Schriftstellers und Journalisten Franz Diederich. Diese Komposition war erst einmal im Jahr 1982 in Worpswede aufgeführt worden – Edda Schröder-Netzel hatte sie zufällig entdeckt und Peter Elze über die Existenz eines auf Worpswede gemünzten Liederzyklus aufmerksam gemacht. Im Schulzentrum wurde „Worpswede!“ aufgeführt und danach auf Initiative Elzes in Hamburg professionell für eine Schallplatte aufgenommen.

Für eine Wiederaufführung dieser Lieder aus Anlass des 800. Geburtstages gewann Elze zuerst den Vorstand der Freunde, dann die Worpsweder Kirchenmusikerin Ulrike Dehning und schließlich als Finanzier den Landschaftsverband Stade.

Ulrike Dehning konnte für die Aufführung im Gemeindesaal Alte Schule mit Sängerin Kerstin Stöcker (Alt), Pianist Johannes Dehning, Violinist Stefan Latzko und Oboist Rodrigo Blumenstock ein hochkarätiges Quartett engagieren, die den Liederzyklus und weitere Kompositionen vor einem großen, begeisterten Publikum aufführten.

Ein weiteres Geschenk machten die Organisatoren des Jubiläums mit Hans Hermann Hubert, Claudia Krohn, Birgit Nachtwey und Narciss Göbbel an der Spitze den Bürgerinnen und Bürger Worpswedes mit dem Fest-Wochenende. Selten hat man in dem Ort ein so entspanntes, großes Fest erlebt. Living History Schausteller spielten eine historische Szene zur Gründung des Dorfes gleich mehrfach, an diversen Ständen wurde lokaltypisches Leben aus der Worpsweder Gründerzeit ohne den üblichen Mittelalter-Kitsch nachgestellt. Daneben präsentierten sich Worpsweder Vereine und Institutionen in der Bauernreihe und auf den angrenzenden Wiesen.

Die Freunde Worpswedes waren auch hier mit einem Zelt präsent, in dem Fotos und eine animierte Bilderschau zur Arbeit des Vereins neben Büchern und Informationsmaterial gezeigt wurden.