Worpsweder Künstlerhäuser

Willi Ohlers Töpferhaus, das Rosa Haus der Lichtenfords, die Insel, der Buchenhof, die Villa Mackensen und die Käseglocke – die Worpsweder Autorin Gudrun Scabell hat im Bremer Carl Schünemann Verlag ein sehr lesenswertes und an Details reiches Buch über die Worpsweder Künstlerhäuser veröffentlicht. Den Titel dieser Neuveröffentlichung schmückt das Bild der von den Freunden Worpswedes betreuten Käseglocke, diesem einzigartigen Bauwerk des Querdenkers Edwin Koenemann. Die Autorin hat akribisch die Geschichte von 16 Künstlerhäusern in Worpswede recherchiert, erzählt sachlich, anschaulich und manchmal auch anekdotisch von deren Bewohnern und Besitzern. Alle diese Häuser prägten und prägen noch heute das Ortsbild Worpswedes, manche sind öffentlich zugänglich, andere seit vielen Jahren nur noch privat genutzt und damit den Blicken der Kunstfreunde entzogen. Lediglich zwei Häuser, Bernhard Hoetgers Brunnenhof und Walter Müllers Kaffeemühle, gibt es nicht mehr, weil sie durch Feuer zerstört oder durch Neubauten ersetzt wurden.

Ein Kapitel widmet Gudrun Scabell der Käseglocke, die 1994 von den Freunden Worpswedes erworben wurde. Nach der umfassenden Sanierung dient der denkmalgeschützte Rundbau heute als Museum für angewandte Kunst und ist damit in der Worpsweder Museumslandschaft einzigartig. Die Autorin erzählt in diesem Beitrag die Geschichte der Käseglocke bis zum Ankauf durch die Freunde, schildert, wie Edwin Koenemann auf die Idee zum Bau dieses Hauses kam und wie er dort mit seinen Lebensgefährtinnen Grete Barleben und Editha Voss in großer Armut lebte. Koenemann starb 1960, seine Ehefrau Editha blieb in diesem nach Plänen des Architekten Bruno Taut 1926 errichteten Rundbau.

Dieser Beitrag ist wie alle Texte dieses rundum empfehlenswerten Buches mit zahlreichen historischen und aktuellen Fotos illustriert. Gudrun Scabells Veröffentlichung, die aus einer Serie in der Wümme-Zeitung entwickelt wurde, öffnet einen neuen Blick auf die jüngere Geschichte der Künstlerkolonie und dürfte auch Kennern der Szenerie manche neue Erkenntnis bringen.

„Worpsweder Künstlerhäuser – Leben am Weyerberg“, Gudrun Scabell, ISBN 978-3796110054, 152 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 29,90 €.