Stadt Neuss schlägt Jugendstilsammlung aus

Der Rat der Stadt Neuss hat am 15.4.2016 mit ganz knapper Mehrheit abgelehnt, eine Jugendstil-Sammlung im Wert von mindestens 35 Millionen Euro anzunehmen.

Ein anonymer Sammler hatte der Stadt die einmalige Kollektion aus mehr als 600 Exponaten angeboten – falls die Stadt sie entsprechend ausstellen kann. Ein notwendiger Anbau des Clemens-Sels-Museums hätte die Stadtkasse mit geschätzten 12 Millionen Euro belastet. Der Rat hat die Schenkung darum mit 33 zu 31 Stimmen bei 4 Enthaltungen abgelehnt – sehr zur Enttäuschung aller Kunstfreunde.

Der Sammler hatte verlangt, dass die Sammlung im Ganzen ausgestellt wird. Für Museumsdirektorin Uta Husmeier-Schirlitz wäre es die Investition auf jeden Fall wert gewesen. Eine Schenkung dieser Größe – in ihren Augen die Chance für das Neusser Museum, aus dem Schatten von Düsseldorf, Köln oder Essen heraus zu treten.

600 Exponate umfasst die zu verschenkende Sammlung: Gemälde, Lampen, aber auch Möbel aus der Zeit von 1880 bis 1920. Der Schenker selbst will unerkannt bleiben. Der Mann sei Mitte 80 und ein Kunstexperte, bescheiden und obwohl er nicht mehr in NRW lebt, der Stadt Neuss sehr verbunden. Und obwohl seine Sammlung schon auf 35 Millionen Euro geschätzt wird, sagt die Museumsdirektorin, sei sie eigentlich sogar viel mehr wert, weil sie weltweit einmalig ist. Doch jetzt wird Neuss diese Sammlung wohl nicht bekommen.

Soweit der West-Deutsche Rundfunk. Was in der Nachricht unerwähnt bleibt, aber für Worpswede von großem Interesse ist: Die ausgeschlagene Sammlung enthält zwei bedeutende, frühe Gemälde von Heinrich Vogeler, „Heimkehr“ (1898) und „Melusinenmärchen“ (1901). Beide Bilder, immer noch im Original-Jugendstilrahmen, befinden sich seit Jahrzehnten in Privatbesitz und sind so gut wie nie ausgeliehen und in der Öffentlichkei gezeigt worden. Jeder Vogeler-Freund kennt die Werke von zahlreichen Abbildungen her, aber gesehen hat sie kaum jemand. Die Chance, dass die Bilder langfristig in öffentlichen Besitz geraten und dann für jedermann wieder zugänglich sind, scheint nun vertan.