25 Jahre Overbeck-Museum in Vegesack

Das Overbeck-Museum begeht im Jahr 2015 sein 25-jähriges Bestehen in Bremen-Vegesack. Im April 1990 wurde das Museum am jetzigen Standort in der Alten Hafenstraße eröffnet, zeigte seitdem mehr als 120 Sonderausstellungen und pflegt den umfangreichen Nachlass von Fritz und Hermine Overbeck, der aus etwa 600 Gemälden, über 1000 Zeichnungen, zahllosen Skizzenblöcken sowie rund 10 000 Briefen, Fotografien, Büchern und anderen Gegenständen besteht.

Seit Gründung des Museums konnte die Zahl der Besucher Jahr für Jahr kontinuierlich gesteigert werden. Es entstanden diverse Werkverzeichnisse, und der umfangreiche Briefwechsel wurde und wird systematisch erschlossen und veröffentlicht. Insbesondere für den Bremer Norden, aber auch für die Stadt Bremen gehört das Overbeck-Museum zu den wichtigsten Kulturstätten mit einer überregionalen Ausstrahlung. Aus Anlass des Jubiläums ist jetzt die Gründungs-geschichte des Museums aufgeblättert worden, das seinen Standort eigentlich hätte in Worpswede haben sollen – so zumindest hatten es die Erben und Nachlassverwalter Mitte der Achtzigerjahre des 20. Jahrhunderts geplant. Vorausgegangen war dieser Überlegung die Erkenntnis, dass der umfangreiche künstlerische Besitz nicht länger im Wohnhaus der Familie Overbeck im Vegesacker Ortsteil Bröcken angemessen betreut und konserviert werden könne.

Nach dem frühen Tod des Mitgründers der Worpsweder Künstlerkolonie Fritz Overbeck im Jahr 1909 hatte dessen Ehefrau Hermine Overbeck-Rohte den Nachlass zusammengehalten. Als sie 1937 bei einem Autounfall ums Leben kam, übernahm Tochter Gerda diese Aufgabe – da war dann auch der bis dato völlig unbekannte künstlerische Nachlass von Hermine Overbeck hinzugekommen, der in und auf sowie unter Schränken, hinter Kommoden und in dichter Hängung im ganzen Haus mit den Werken Fritz Overbecks bewahrt wurde. Unterstützt wurde Gerda Overbeck dabei ab den Siebzigerjahren von ihrer Nichte Gertrud Overbeck, die in das Haus zog und sich in der Familie federführend für die Konzentration des umfangreichen Nachlasses in einem für die Öffentlichkeit und die Wissenschaft zugänglichen Museum einsetzte. In einer ersten Ideenskizze entwarf sie im Januar 1984 den Vorschlag, den Overbeck-Nachlass nach Worpswede zu bringen und dort der Allgemeinheit zugänglich zu machen. Es kam noch im gleichen Jahr zu einem ersten Treffen mit dem Verein der Freunde Worpswedes, dessen Vorstandsmitglieder Friedrich Netzel, Peter Elze und Hans Stuik von dieser Idee begeistert waren. Sie sahen in diesem Angebot die Chance, dass ein sehr umfangreicher Nachlass eines Malers der Gründergeneration in Worpswede – Fritz Overbeck kam 1894 in den Ort und blieb bis 1905 – gewonnen werden könnte. In Worpswede war bis dahin nur der Nachlass des Gründers Heinrich Vogeler präsent, die Werke Otto Modersohns waren und sind in Fischerhude konzentriert, die Werke Paula Modersohn-Beckers in Bremen. Die Gemälde von Fritz Mackensen sind in der ganzen Republik verstreut, und die von Hans am Ende werden erst in jüngerer Zeit in seinem früheren Worpsweder Wohnsitz, dem Buchenhof, nach und nach zusammengeführt.

Als Standort für den Overbeck-Nachlass schlugen die Freunde Worpswedes den Hof der Familie Bötjer, von dem die Malerin Sophie Bötjer stammte, in der Bauernreihe 1 vor. Die Nachfahren der letzten Bewohnerin dieses Hauses am Eingang des historischen Kerns Worpswedes wollten das große reethgedeckte Gebäude verkaufen – die „Freunde” sahen hier die Chance, ein wertvolles altes Haus zu erhalten und gleichzeitig eine neue Attraktion für den Ort zu gewinnen. Einen ersten Dämpfer erhielten die von allen Seiten mit Feuereifer verfolgten Pläne, als die finanzielle Dimension klar wurde. Der Kaufpreis sollte 600 000 DM betragen, die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes wurde auf Kosten von etwa eine Million DM taxiert. Die Vertreter der Familie Overbeck und die Freunde Worpswedes hielten dennoch an ihrem Ziel fest, führten optimistisch stimmende Gespräche mit dem damaligen niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kunst, Johann Tönjes Cassens, mit dem Landkreis Osterholz, der Gemeinde und den Vertretern der Denkmalpflege. Überdies entwickelte ein Hochschullehrer der Bremer Hochschule für Künste mit seinen Studierenden kostenlos eine Umbauplanung.

Die Idee war gut – allein, sie war finanziell nicht zu realisieren. Zwar erklärten sich die Freunde Worpswedes bereit, den Kaufpreis für das Bauernhaus zu übernehmen, aber die enormen Umbaukosten waren für die Overbeck-Erben nicht darstellbar. So verschwand der Plan des Umzugs nach Worpswede ziemlich geräuschlos in den Schubladen, und das repräsentative Bauernhaus wurde dann später zum Rathaus der Gemeinde Worpswede.

Die Overbecks suchten fortan in Bremen nach einem geeigneten Standort. Sie erwogen einen Umbau des Familiensitzes zum Museum, fassten die Villa Lamotte in Bremen-Schönebeck ins Auge, auf deren Gelände später dann mit maßgeblicher Hilfe von Gertrud Overbeck die Ökologiestation entstand. Diese Ideen wurden wieder verworfen – stattdessen geriet das Alte Packhaus im Zentrum Vegesacks ins Visier. Dort konnte das Overbeck-Museum dann mit der Hilfe zahlreicher privater Unterstützer und der Bremischen Gesellschaft für Wohnungsbau und Stadtentwicklung eine Heimat finden. Gertrud Overbeck konnte dort das Museum etablieren, nachdem sie zuvor in Stade und im Schleswiger Schloss Gottorf und seinen zu Ausstellungsräumen ausgebauten Pferdeställen baulich ähnlich strukturierte Vorbilder inspiziert hatte.

Bei der musealen Ausstattung der Räume im aus dem 17.Jahrhundert stammenden Alten Packhaus waren dann wieder die Freunde Worpswedes zur Stelle – Friedrich Netzel, Inhaber der Worpsweder Kunsthalle, und Peter Elze als Kurator zahlreicher Ausstellungen im Worpsweder Barkenhoff berieten Gertrud Overbeck bei der Einrichtung. Dass das Overbeck-Museum nun nicht nach Worpswede gekommen ist, hat die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Verantwortlichen des Museums und den Kultureinrichtungen der Künstlerkolonie nicht getrübt. Gertrud Overbeck als langjährige Museumsleiterin, ihre Nachfolgerinnen Friederike Daugelat und Dr. Katja Pourshirazi pflegen die Kontakte nach Worpswede und nach Fischerhude intensiv.