Worpsweder Kunsthütten in der Großen Kunstschau

In der Käseglocke, dem Worpsweder Museum für Kunsthandwerk, nimmt die Präsentation von Arbeiten aus den von Bernhard Hoetger 1923 gegründeten Worpsweder Kunsthütten großen Raum ein. Die Begründung liegt auf der Hand: Bis zur Übersiedlung der Werkstätten für diverse Kunsthandwerker 1927 nach Bremen in die Böttcherstraße (Werkstatt „Sieben Faulen“) entstanden hier Objekte und Figuren aus unterschiedlichsten Materialien, die in ihrer Gestaltung für die Zeit der Entstehung geradezu revolutionär waren. Bernhard Hoetger selbst, die Keramiker Willi Ohler und Otto Meier sowie Lotte Heidelbach mit Metallarbeiten setzten in den Kunsthütten Akzente.

Zum 125-jährigen Jubiläum der Künstlerkolonie Worpswede sind die Freunde Worpswedes von den Kuratoren Katharina Groth und Björn Hermann eingeladen worden, in der Sonderausstellung „Mythos und Moderne“ eine repräsentative Auswahl von Werkstücken aus den Kunsthütten in der Großen Kunstschau zu zeigen. Unter dem Titel „1918: Zeitenwende – Kunst und Weltanschauung“ wird in der Großen Kunstschau der Blick zielgerichtet auf das Wirken von Heinrich Vogeler, Fritz Mackensen und Bernhard Hoetger gelenkt. Kennzeichnend für das Worpsweder Wirken Hoetgers sind nicht nur die in dem Dorf nach seinen Plänen entstandenen expressionistischen Bauwerke und seine Arbeiten als Bildhauer, sondern eben auch sein Bemühen, in den Kunsthütten junge Kunsthandwerker zu versammeln, die nach seinen Vorgaben und nach eigenen Vorstellungen originelle und formschöne Objekte produzierten. Um einen Hoetger-Schrank herum sind in der Großen Kunstschau nun repräsentative Objekte aus den Kunsthütten zu sehen, die Peter Elze als exzellenter Kenner aus den Beständen der Käseglocke ausgewählt hat. Dazu zählen beispielsweise zahlreiche Bronze- und Ton-Arbeiten Bernhard Hoetgers sowie ein von ihm für die Silberwarenfabrik Koch & Bergfeld gestaltetes Besteck in erstaunlich klarem Design. Die in ihrer archaischen Formgebung und expressiven Farbigkeit ungewöhnlichen Kannen, Dosen, Schalen und Vasen von Willi Ohler und Otto Meier bilden ein weiteres Segment in dieser Abteilung. Von den „Metallern“ Lotte Heidelbach und Heinz Bormann sind in den Vitrinen Gebrauchsgegenstände wie Aschenbecher, Dosen, Kannen und Tabletts zu sehen, die teils mit eingeschlagenen oder geätzten abstrakten und figürlichen Darstellungen verziert sind, aber dem Betrachter immer zeigen, wie sie gemacht wurden.

Die in dieser Ausstellungssektion gewählte Präsentationsform wird von den zahlreichen Besuchern sehr positiv aufgenommen und ist damit vortrefflich geeignet, das Interesse an der Käseglocke und ihrer Dauerausstellung zu erhöhen. Dortselbst sind für die Dauer der Entleihung selten gezeigte Objekte und Gegenstände aus dem Magazin der Käseglocke als Ersatz zu sehen.